Mittwoch, 21. November 2007
Närrische Poesie
Der Narr der hat ne schlimme Macke
bricht aus der Krone eine Zacke
und stellt sich auf die Bühnenbretter -
glaubt ihr, er war ein richtig Netter? -
er zeigte allen seinen Pimmel
drumrum schön graues Haargekringel.

Der kleine Narr klatschte in die Hände. Das hatte er aber mal wieder schön gelallt.
Warum, fragte er sich, war er mit solch einer Begabung noch immer ungefickt? Selbst das Kaschperl hat sein Annerl. Dabei machte das Kaschperl bloß immer dumme Scherze. Er, der Narr, machte niemals Scherze. Schon gar nicht über sich selbst. Und am allerwenigsten über sein Gemächt.
Er pupste, begab sich dann zu Bett und seufzte traurig. Schließlich bereitete er sich auf den Nachtschlaf vor, indem er eine tragische Pose einnahm. Denn, so war seine Theorie, sollte er über Nacht durch einen derer, die ihn um seine große Begabung und seine Schönheit beneideten, zu Tode kommen, würde man ihn wenigstens in dieser dramatischen Haltung auffinden. Wenn sich schon keiner um sein Gemächt scherte.
Er rief den Diener: "Bring er mir die Schlaftablette!"
Der Diener eilte heran und brachte den Handspiegel.
"Noch etwas, Herr?" Der Diener stand kerzengerade.
"Hier, ein Dokument für die Schatzkammer. Und nun geh er." Der Narr wedelte mit einem Zettel. Der Diener trat ab.

Am nächsten Morgen fand man den Diener tot im Flur. "Woran ist er gestorben?" schluchzte die Köchin entsetzt. Der Arzt beugte sich über die Leiche, inspizierte sie und fand dabei den Zettel in der Hand des Dieners. Auf dem Zettel stand das Gelalle des Narren. Der Arzt überflog die Zeilen, dann hob er das Papier, blickte er die Köchin an und seufzte: "An Langeweile."

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